Warum tut sich die österreichische Politik und die Publizistik so schwer den Austrofaschismus als das anzuerkennen, als das ihn die österreichische Geschichtswissenschaft schon lange beurteilt: Eine faschistische Diktatur, die den Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Österreich deutlich schwächte.
Gerade die konservative Publizistik und Politik will die historischen Fakten nicht anerkennen und versucht immer wieder eine Ehrenrettung des Totengräbers der ersten Republik, des christ-sozialen Politikers und Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß. Der jüngste Versuch des Chefredakteurs der Presse ist dabei besonders ärgerlich, ist es doch ein Hohn auf seine eigene Intelligenz und die seiner LeserInnen. Der Versuch dabei einer vermeintlichen linken Geschichtsschreibung Mythenbildung zu unterstellen, ist perfide, verkennt die objektiven Tatsachen und ist der Versuch der Umschreibung von Geschichte.
Die Tatsachen sprechen eine deutliche Sprache: Engelbert Dollfuß hat eine Geschäftsordnungskrise des österreichischen Nationalrates dazu genützt, eine Diktatur zu errichten. Er hat die demokratisch gewählten und legitimierten Abgeordneten mit Hilfe der Exekutive gewaltsam daran gehindert, diese Krise auf legalem, demokratischen Weg selbst zu lösen. Er hat die Grund- und Menschenrechte außer Kraft gesetzt und den Verfassungsgerichtshof handlungsunfähig gemacht. Am 1. Mai 1934 at er den austrofaschistischen Ständestaat ausgerufen und eine diktatorische Verfassung oktroyiert.
Das von den Christsozialen etablierte System des Ständestaats war bis in die kleinsten Symbole eine Kopie des deutschen Nationalsozialismus - wenngleich operettenhaft verzerrt und weniger gewalttätig. Eine Diktatur war es allemal. Diejenigen, die Partner im Kampf gegen die Nazis sein hätten können, die Sozialdemokratie wurden ihrerseits verfolgt und zum Teil in Anhaltelagern festgehalten. Die Nazis und ihre SympathisantInnen hat Dollfuß und seine CSP über die Heimwehren partiell und teilweise verdeckt schon früh über Umwege an der Macht beteiligt.
Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet er dann tatsächlich selbst Opfer der NationalsozialistInnen wurde.
Einen Widerstand des Ständestaates gegen Hitler, der außer schönen Worten nennenswert gewesen wäre, gab es nicht. Zur Erinnerung: Justizminister Schuschnigg ließ SozialdemokratInnen standrechtlich erschießen, gegen die Wehrmacht und Hitler hatte er nur ein "Gott schütze Österreich".
Also Herr Redakteur: Lernen Sie Geschichte!
Sonntag, 9. März 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen