Dienstag, 15. September 2009

Zurückgeblieben

Werden in Österreich sinnvolle Versuche unternommen, das heimische Bildungswesen zu reformieren und an die Gegebenheiten der modernen, demokratischen und aufgeklärten Bildungsgesellschaft des 21. Jahrhunderts anzupassen, so ist eines gewiss: Der mächtige Chef der Beamten- und LehrerInnengewerkschaft und zweite Nationalratspräsident Fritz Neugebauer lässt sein dröhnendes Njet erschallen.

Zum jüngsten Vorschlag der Bildungsministerin, das erzwungene Wiederholen einer Klassenstufe abzuschaffen kommt reflexhafte, altbekannte Argumentation. Das diese mitnichten durch wissenschaftliche Belege untermauert ist, verwundert längst nicht mehr. Dass jedoch Neugebauer allen ernstes davon spricht, dass das Wiederholen und Sitzenbleiben für "retadierte" Schülerinnen und Schüler ein Segen ist, erschüttert dann doch.

Offensichtlich sind an dem ehemaligen Volksschullehrer vierzig Jahre bildungswissenschaftliche Entwicklung komplett spurlos vorbeigegangen. Dass Schülerinnen und Schüler ein ohnehin fragwürdiges Klassenziel nicht erreichen, hat sicher nichts mit einem Grad von "Zurückgeblieben" zu tun, sondern in der Regel mit dem Unvermögen des längst überholten dreigliedrigen Schulsystems auf unterschiedliche Lernbedürfnisse und Lernverhalten einzugehen.

Man ist geneigt Neugebauer die Lektüre von Hartmut von Hentig an's Herz zu legen. Doch vermutlich weiß er damit wenig anzufangen, den zurückgeblieben ist nur er.

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